Von Greenpeace lernen heißt campaignen lernen!
Kampagnen sind Eingriffe in Kommunikationssysteme. Statt auf Waffengewalt wird auf die Macht der Bilder und Symbole, der Worte Gesten und Handlungsfiguren gesetzt. Es geht um subversive symbolische Konfrontation, um öffentliche Konfliktinszenierungen.
Bernstorff erläutert anhand „klassischer“ Greenpeace-Kampagnen die Grundelemente des Campaignings. Den Auftakt bildet die Friedemann-Grün-Camouflage, mit der es den Schornsteinkletter-Aktivisten 1981 (!) gelungen war, sich Zugang zum Gelände der Firma Boehringer zu verschaffen. „Nur mit subversiven Mitteln kommt man an den Ort, wo man mit offenem Visier möglichst wirksam kämpfen will.“ (15)
Diese praktischen „handwerklichen“ Beispiele ergänzt Fritz B. Simon im zweiten Teil durch die systemtheoretische Fundierung dessen, was eine subversive Kampagne ausmacht. Er unterscheidet die gewaltfreie Subversion dadurch von Terror / Revolutionen, dass „die Subversion (…) die Gesetzmäßigkeiten des betreffenden Systems selbst nutzt“ (81). Im Unterschied zu Revolutionen stellt Subversion die Identität und das Überleben des jeweiligen sozialen Systems nicht in Frage, sondern nutzt dessen Selbstverständnis und die identitätsstiftenden Werte für ihre (abweichenden) Zwecke.
Kampagnen inszenieren Geschichten, es gibt den Guten (Campaigner), den Sünder (genau aussuchen: im Idealfall sollte er an seinem guten Ruf interessiert sein –> starkes Motiv zur Verhaltensänderung), ein Skript oder Drehbuch und das Publikum. Und natürlich immer einen Plan B und ein Gefühl für den richtigen Moment, die „Gunst der Stunde“.
Gesamteindruck: sehr lesenswert!
AutorIn: Andreas Graf von Bernstorff
Titel: Einführung in das Campaigning
Erscheinungsjahr: 2012
Umfang: 120 S.
Verlag: Carl Auer